Die CO2-Emissionen sind 2019 „überraschend“ gesunken. Man könne die Reduktionsziele Deutschlands vielleicht doch noch einhalten, so der Klima-Think-Tank Agora Energiewende.
Wir wollen hier die Ursachen für diese Entwicklung beleuchten. Kurz zusammengefasst sind Konkunkturabkühlung, Preissteigerungen bei den Emissionsrechten und das Wetter die wichtigsten Gründe für die „Überraschung“.
Die fossilen Energieträger
Der größte Posten ist die insgesamt um ca. 5% gesunkene Stromproduktion (-33TWh, -5%). Die Abkühlung der Konjunktur macht sich bemerkbar, ebenso wie die Zwangsabschaltung einiger Kraftwerke. Dies trifft vor allem auf die Braunkohle zu (-31TWh, -22%). Hier machen sich Zwangsmaßnahmen bemerkbar, etwa die Abschaltung von 2 der 6 Blöcke in Jänschwalde. Doch die Steinkohle hatte keine derartigen Zwangsmaßnahmen und war bei einem Rückgang um 26 TWh prozentual mit -31% sogar noch stärker rückläufig. Als Ursache sind hier in erster Linie die gestiegenen Preise im Europäischen Emissionsrechtehandel zu sehen, was auch bei der Braunkohle eine große Rolle gespielt haben dürfte. Hierfür spricht auch, dass Erdgas als deutlich weniger CO2-intensive Energieform deutlich zulegte (+8TWh, +9%).
Wetterabhängige Erneuerbare
Windkraft legte ebenfalls deutlich zu (+16TWh). Wie passt dieser Zuwachs um 15% mit dem fast zum Erliegen gekommenen Ausbau (Nennleistung 2019 nur +3%) zusammen? Nun, es war das Wetter. 2018 war von langanhaltenden windarmen, wolkenlosen und trockenen Hochdruckwetterlagen geprägt. 2019 war hingegen wieder windiger, wolkiger und regnerischer. Entsprechend legten Windkraft und Wasserkraft (+4TWh, +24%) wetterbedingt zu. Die Photovoltaik war hingegen durch weniger Sonnenschein trotz Ausbau der Nennleistung etwas rückläufig (-1,2TWh bzw. -2,6%).
Kernenergie
Kernenergie hatte einen geringfügigen Rückgang um 1TWh bzw. 1%. Zwar wurde das AKW Philippsburg zum Jahresende abgeschaltet, jedoch hatte man schon 2018 mangels Kühlwasser die Leistung mehrerer AKWs zeitweise drosseln müssen.
Fazit
Angesichts der selbst auf Jahressicht starken wetterbedingten Schwankung der Stromproduktion sehen wir uns in unserem Energiekonzept bestätigt. Der Energiemix der Erneuerbaren muss diversifiziert werden, um nicht von einer einzigen Wetterlage abhängig zu sein. Zudem müssen genügend wetterunabhängige Reserverkraftwerke vorgehalten werden. Andernfalls gefährden wir die Versorgungssicherheit, haben mit teuren Schwankungen zwischen Mangel und Überproduktion zu kämpfen und werden immer stärker von teuren Stromimporten aus den Nachbarländern abhängig.
Energieträger | Brutto-Jahresproduktion 2018 in TWh * | Brutto-Jahresproduktion 2019 in TWh ** | Differenz in TWh |
Differenz in % |
Windkraft | 111,5 | 128 | +16,5 | +14,8% |
Braunkohle | 145,5 | 114 | -31,5 | -21,6% |
Erdgas | 83,4 | 91,3 | +7,9 | +9,5% |
Kernenergie | 76 | 75,2 | -0,8 | -1,1% |
Steinkohle | 83,2 | 57 | -26,2 | -31,5% |
Photovoltaik | 46,2 | 45 | -1,2 | -2,6% |
Biomasse | 45,7 | 44,5 | -1,2 | -2,6% |
Wasserkraft | 16,6 | 20,6 | +4,0 | +24,1% |
Sonstige | 27 | 26,4 | -0,6 | -2,2% |
SUMME | 635,1 | 602 | -33,1 | -5,2% |
Quelle der Jahresproduktionen:
* Bruttojahresproduktion der verschiedenen Energieträger 2018
** Voraussichtliche Bruttojahresproduktion der verschiedenen Energieträger 2019