Zu diesem Thema fand eine Schulleitertagung aller Förderschulen im Land Brandenburg in Lisum, Ludwigsfelde am 16./17. April statt. Die Ministerin Frau Dr. Münch sah sich nicht in der Lage daran teilzunehmen, auch ihr Vertreter Herr Dr. Rudnick nicht. Wahrscheinlich wollte man unangenehmen Fragen ausweichen, nachdem durchgesickert war, dass das Tempo für die Durchsetzung der Inklusion zurückgenommen werden muss, da die damit verbundenen Kosten nicht finanzierbar sind. Die Förderschulen (Geistig-Behinderten-Schulen) waren ja ursprünglich als Restschulen geplant, viele sollten aufgelöst werden.
Frau Ndiaye-Figoluschka und ich nahmen als Elternvertreter der Elterninitiative Brandenburg/Nord daran teil. Einige Schulleiter zeigten in vorauseilendem Gehorsam, wie gut sich Inklusion an ihren Schulen umsetzen ließe, allerdings konnten sie nicht verschweigen, dass diese Form nur in der Grundschule funktioniert, ab 4./5./6. Klasse dünnt sich der Anteil dieser Schüler immer mehr aus. Wir als Eltern fragten uns, was nach einer erfolgreichen Inklusion passiert, welches Ziel das Ganze haben soll, wenn für unsere Kinder kaum je ein Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen wird, wenn sie in den Werkstätten doch wieder unter sich sind und für diese Werkstätten kaum geeignete Arbeiten aquiriert werden können, da diese Aufträge meist in die dritte Welt gehen.
Wir sind der Meinung, dass viele Förderschulen inzwischen räumlich gut ausgestattet sind und in der Regel gut mit Behinderten arbeiten und im Rahmen ihrer Möglichkeiten „Kompetenzen“ vermitten, wie es so schön heißt. Warum soll dieses gut funktionierende System zerschlagen werden? Damit einige Politiker, an die in 10 Jahren niemand mehr denkt, sich an die Brust schlagen können, sie hätten die Inklusion in Brandenburg durchgesetzt? Wenn wir am Vormittag im Vortrag von Herrn Prof. Lamers gehört haben, dass in Östereich die Kinder an Inklusionsschulen Musik, Sport, Werken mitmachen können, in Mathe und Erdkunde dann aber auf dem Flur von einer nicht ausgebildeten Kraft beschäftigt werden, können wir darin keinen Fortschritt erkennen. Und letztlich fragen wir uns auch: Was passiert mit den Schwerst-Mehrfachbehinderten?
Wir sind froh, dass wir durchgesetzt haben, dass Therapien endlich an den Schulen erfolgen können. Das Hortproblem für Förderschüler ist in Brandenburg indes nicht geklärt, geschweige denn die Ferienbetreuung – welche Eltern bekommen denn 11 Wochen Urlaub im Jahr?
Vor allen diesen Problemen drückt sich das Ministerium, obwohl wir als Eltern schon jahrelang auf die Lösung dieser Probleme dringen. Leider sehen viele Politiker in dieser kleinen Minderheit auch kein Potential für ihre Eigendarstellung. Bestes Beispiel: die Linke, solange sie nicht in der Regierung waren, haben sie uns wahrgenommen, waren auch zu unseren Elterntagen präsent (andere Parteien erschienen erst gar nicht). Als sie dann an der Regierung waren, schrieb mir Frau Große aus Oranienburg: Kämpfen Sie weiter, Herr Kulack.
Ja, vielen Dank, so kann man sich auch aus Problemen heraus mogeln.
Klaus-Peter Kulack
Lanesbeauftragter für Behindertenrechte