Zuzug sorgt für mangelnde Infrastruktur und zerstört Grünflächen – Suburbanisierungswelle muss in die richtigen Bahnen gelenkt werden
Aus Berlin drängen aufgrund von Bevölkerungszuwachs, steigenden Mieten und niedrigen Zinsen für Häuslebauer immer mehr Menschen nach Brandenburg. Nicht nur in Potsdam, auch in vielen kleineren berlinnahen Gemeinden führt dies zunehmend zu Problemen. Das beginnt bei fehlenden Kita- und Schulplätzen sowie unzureichenden Straßen- und Nahverkehrsanbindungen. Auch bei der Regenwasserentsorgung macht die zunehmende Versiegelung und Bebauung von Senken Probleme: Man schafft derzeit die zukünftigen Leegebruchs, so Winfried Dreger, Kreistagsabgeordneter in Märkisch-Oderland (BVB / FREIE WÄHLER).
Es geht weiter mit der Bebauung der letzten großen Grünflächen in einigen Gemeinden, obwohl der Bürgermeister das Gegenteil versprochen hatte. Die Bürgerbeteiligung ist bei diesen Projekten praktisch nicht vorhanden – über die Bebauungspläne mitentscheiden können die vorhandenen Anwohner nicht. Viele Bürger waren wegen der Ruhe und der vorhandenen Grünflächen ins Umland gezogen – und fühlen sich jetzt überrollt und von der Politik betrogen und ignoriert. Als Beispiel nannte Dreger Fredersdorf-Vogelsdorf: Werden die derzeitigen Planungen umgesetzt, bleibt vom einst grünen Umfeld nichts mehr übrig. Eine Bürgerinitiative zum Erhalt der Grünflächen hat sich bereits gegründet.
Der Landtagsabgeordnete Péter Vida (BVB / FREIE WÄHLER) teilte die Kritik an der derzeitigen Entwicklung. Statt den berlinnahen Raum überquellen zu lassen und die weiter entfernten Regionen zu vernachlässigen, muss der Zuzug besser gesteuert und verteilt werden. Dies schließt Änderungen beim Bauordnungsrecht ein. Jedoch sollen auch die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die weiter entfernten Gebiete stärker vom Zuzug profitieren. Hierzu muss die Verkehrsverbindung zu den berlinferneren Gemeinden verbessert werden. Dies hatten wir bereits in der Debatte zum Mobilitätskonzept gefordert.
Zudem können in den größeren Gemeinden an den vorhandenen Bahnlinien die bahnhofsnahen Bereiche wiederbelebt und verdichtet werden. Durch die Regionalbahn- und Regionalexpress-Linien ist dennoch das Stadtzentrum von Berlin schnell erreichbar. Somit könnte das von Zuwanderung profitierende Gebiet ohne große Zunahme des Autoverkehrs deutlich in die Tiefe Brandenburgs ausgeweitet werden. Schon jetzt sind Städte, von denen aus Berlin in weniger als einer Stunde erreichbar ist, wieder im Aufwind. Diesen Trend gilt es zu unterstützen.
Presseecho:
BVB / Freie Wähler gegen weitere Zersiedlung – MOZ 19.07.2017