Bürger am Rudower See wollen Maßnahmen, doch geliefert werden nur Studien und Reden – Antrag soll Land mit Lösung des Problems beauftragen
Im Spätsommer 2017 herrscht am Rudower See wieder Algenblüte, das Wasser an den Badestellen ist von grünen Schlieren bedeckt. Zwar wurde dank regenreichem Wetter und dem Ausbleiben längerer Hitzewellen in diesem Jahr kein Badeverbot erteilt, doch in dieses Wasser trauen sich dennoch nur sehr Hartgesottene. Und weiterempfehlen werden die Badegäste den See anschließend sicherlich nicht.
Damit der Ruf des Sees nicht weiter leidet und der Tourismus nicht komplett abgewürgt wird, erwartet man vor Ort endlich konkrete Maßnahmen der Landesregierung. Schließlich ist die Wiedervernässung des Rambower Moores und der damit verbundene Phosphateintrag auf ein Projekt der Landesregierung zurückzuführen. Doch auf die Frage, welche konkreten Maßnahmen geplant sind, antwortete die Landesregierung in der Kleinen Anfrage enttäuschend. 2018 soll ein „Monitoring“ erfolgen. Und das, obwohl mehr als genug Daten vorliegen: „Die Untersuchungsergebnisse des Wasserwirtschaftsamtes von 1993 bis 2017 liegen in einer Datenbank vor, die aufgrund des erheblichen Datenumfangs hier nicht aufgeführt werden kann.“
Dann soll – wohl ab 2019 – ein erneutes „Konzept“ erarbeitet werden. Durchgreifende Maßnahmen zur Phosphatreduktion sind damit vor 2020 nicht zu erwarten. Dabei ist klar, dass der Phosphateintrag aus der Wiedervernässung noch mindestens ein Jahrzehnt weitergehen wird – eine unerwünschte und schädliche Nebenwirkung, die man bei dem Projekt nicht bedacht hatte. In der Arbeitsgruppe vorgeschlagene Sofortmaßnahmen wie das herbstliche Mähen des Schilfgürtels werden ignoriert. Haupttreiber der Methode „totreden statt handeln“ ist dabei die Verwaltung des Biosphärenreservats, also das Land Brandenburg.
Dabei sind die Ursachen und Lösungen längst bekannt. Der See wurde bereits 2005, 2009 und 2014 vom Institut für Gewässerökologie genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis war stets eindeutig. Karl-Heinz Hundertmark von der AG „Rettet den Rudower See“: „Es ist unbestritten, dass ca. 75 % der Nitrate und Phosphate aus dem Rambower Moor und ca. 20 % aus dem Nausdorfer Kanal in den Rudower See gelangen.“ Das Wasser im Nausdorfer Kanal – dem einzigen nennenswerten Zufluss – hat dabei eine deutlich höhere Phosphatkonzentration als der See selbst (kurze Zusammenfassung der Studie von 2014). Somit braucht man keine weiteren Studien, um zu wissen, woher das Phosphat stammt.
Auch mögliche Lösungen sind bekannt. Am nach Volumen und Fläche nahezu gleich großen Seddiner See werden seit Jahren die Phosphate ausgefällt, gesponsert von Anwohnern und dem angrenzenden Golfclub. Dies hat den zuvor ebenfalls vom Umkippen bedrohten See in ein Naturparadies mit 200 Arten verwandelt.
Auch am Rudower See hatte die Ausfällung der Phosphate am Einlauf des Nausdorfer Kanals und die einmalige seeweite Ausfällung vor rund 10 Jahren durchschlagenden Erfolg. Plötzlich herrschte Sicht bis auf den Grund in 5 Metern Tiefe. Dass die Maßnahme nicht fortgesetzt und die bereits vorhandene Ausfällanlage sogar wieder abgebaut wurde, lag am mangelnden Geld – Stadt und Landkreis sind überfordert, Golfclubs als Sponsor wie am Seddiner See gibt es nicht. Es gibt keine Fördermittel für chemische Maßnahmen. Am Rudower See müsste daher das Land die Finanzierung dauerhaft übernehmen. Doch davor will man sich offensichtlich drücken.
Für die bisherigen Maßnahmen der Stadt Lenzen interessierte sich die Landesregierung nicht. Das Land habe keine Kenntnis über die Hintergründe des Abbruchs der Ausfällanlage und auch nicht über die angefallenen Kosten für deren Bau und Betrieb, so die Antwort auf die Kleine Anfrage. Informieren wollte man sich nicht. Für chemische Verfahren zur Phosphatausfällung gebe es aktuell keine Förderung – damit kommt dies für sie nicht in Frage, so die dem Ministerium für Ländliche Entwickung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (MLUL) unterstehende Biosphärenreservatsverwaltung.
BVB / FREIE WÄHLER wird nicht zulassen, dass das Problem totgeredet wird. Das Land ist nachweislich durch die veranlasste Wiedervernässung des Rambower Moors der Hauptverursacher der Phosphateinträge in den See. Entsprechend trägt sie für die Folgen die Verantwortung. Sie muss die Kosten übernehmen, die für die Reduktion der Phosphatbelastung anfallen. Um das Problem endlich anzugehen, statt es nur zu messen und zu besprechen, wurde daher ein Antrag im Landtag gestellt. Dieser verlangt konkrete Maßnahmen zur Phosphatbeseitigung wie Schilfmahd sowie die Überprüfung der in den Jahren von 2000 bis 2008 durchgeführten Maßnahmen und gegebenenfalls deren Wiederaufnahme.
Antwort Landesregierung auf Kleine Anfrage „Zustand des Rudower Sees (Lenzen / Prignitz)“