Unser monatliches Update zu Corona.
Ruhiger Monat in Brandenburg, aber Delta-Variante auf dem Vormarsch
Das Infektionsgeschehen in Brandenburg kam im Juli nahezu zum erliegen. Mitte des Monats wurden landesweit nur 4 Personen mit Corona in Krankenhäusern behandelt. Doch inzwischen steigen die Zahlen der Infizierten und im Krankenhaus Behandelten wieder. Die ansteckendere Delta-Variante breitet sich aus. Selbst Impfung bietet gegen die Ansteckung und Verbreitung nur begrenzten Schutz (Kann aber 90-95% der schweren Krankheitsverläufe verhindern). Somit kann sich die Krankheit trotz Impfung wieder ausbreiten, zumal viele Urlauber unwissentlich infiziert aus Hochinzidenz-Gebieten nach Deutschland zurückkehren.
Was erwartet uns in Brandenburg?
Angesichts der hohen Übertragbarkeit der Delta-Variante ist davon auszugehen, dass die Infektionszahlen in Deutschland in den kommenden Wochen erheblich steigen werden. Berlin hat inzwischen einen Spitzenplatz, Brandenburg wird wohl folgen. Dies ist jedoch kein Grund zur Panik, schaut man auf die Zahlen anderer Staaten mit hohen Impfquoten, in denen die Delta-Variante schon länger grassiert.
Ein Beispiel ist Großbritannien. Statt eines neuen Lockdowns wurden hier die meisten Maßnahmen komplett aufgehoben. Die Infektionszahlen stiegen rasant – die Inzidenz lag landesweit zeitweise bei 400.
Dennoch war das Gesundheitswesen nie am Zusammenbruch. Die Zahl der Todesfälle blieb gering. Die Risikogruppen sind geimpft, die Infizierten sind zu einem immer größeren Teil Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Diese sind oft noch ungeimpft, doch auch ohne Impfung verläuft die Krankheit bei ihnen meist harmlos, oft sogar symptomlos. Ohne Vorerkrankung sind schwere Verläufe oder gar Todesfälle in der Altersgruppe unter 30 seltene Ausnahmen. In Deutschland gab es beispielsweise in der Altersgruppe bis 19 Jahre seit Beginn der Pandemie nur 25 Todesfälle bei weit über einer halben Million Infizierten.
In der Altersgruppe 20 – 29 Jahre liegt die Zahl der Todesfälle bisher (Stand Mitte Juli 2021) bei 82. Hingegen waren 95% der Todesfälle bei Infizierten im Alter von 60 oder mehr zu beklagen.
Nach dem rasanten Anstieg der Inzidenz fallen die Zahlen in Großbritannien inzwischen auch wieder. Ob die Zahlen weiter sinken und was die Ursachen sind ist noch nicht klar. Möglichweise hat die Fußball-Meisterschaft mit ihren Massen-Events fast ohne Schutzmaßnahmen die Ausbreitung befeuert, das Ende der EM wiederum bringt die Werte wieder auf das „Normalmaß“ zurück. Die Auswertung der Daten dürfte Rückschlüsse darüber zulassen, welche Corona-Maßnahmen bei hoher Impfquote auch bei hohen Inzidenzen überflüssig sind. Vielleicht reicht es, bei Großveranstaltungen vorsichtiger zu sein.
Für wen ist eine Impfung sinnvoll?
Das Auftauchen der ansteckenderen Delta-Variante sorgt dafür, dass die Pandemie nicht wie erhofft mit einer Immunitätsquote (Impfung oder überstandene Infektion) von 60 oder 70% unter Kontrolle zu bringen ist. Derzeit geht man davon aus, dass Herdenimmunität erst mit einer Immunitätsrate von 85% zu erreichen ist. Langfristig wird es wohl darauf hinauslaufen, dass die Pandemie erst endet, wenn nahezu jeder immun ist. Im Endeffekt hat man also die Wahl, sich impfen zu lassen oder sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann ohnehin anzustecken.
Ein Vergleich der Optionen Impfen mit mRNA-Impfstoffs von BioNTech mit „Nicht Impfen“:
Die Impfung hat den Vorteil, dass man den Zeitpunkt selbst wählt und das Sterberisiko faktisch bei Null liegt. Nebenwirkungen wie vorübergehende Schmerzen im Arm, Kopfschmerzen oder Schüttelfrost etc. kommen jedoch relativ häufig vor. Auch einige langfristige Nebenwirkungen sind bekannt, jedoch extrem selten. Beispielsweise die meist nach kurzer Zeit folgenlos ausheilenden Herzmuskelentzündungen durch mRNA-Impfstoffe. Hierbei ist zu beachten, dass das Risiko der Herzmuskelentzündung im Fall einer COVID19-Infektion HÖHER liegt als nach einer Impfung. Kurzum: Auch hier ist das Risiko durch eine Impfung niedriger als durch eine Infektion.
Die Wahrscheinlichkeit sich unter gleichen Umständen mit COVID19 anzustecken sinkt bei der Delta-Variante zudem um ca. 65%. Gegen die ursprüngliche COVID19-Variante waren es noch rund 95%. Im Fall einer tatsächlichen Infektion sinkt durch die Impfung das Risiko eines schweren Verlaufs jedoch auch bei der Delta-Variante um ca. 90-95%. Die Hauptwirkung der Impfung mit dem derzeitigen Impfstoff (neuer gegen Delta-Variante ist in Entwicklung) liegt also weniger im Schutz Anderer durch Verhinderung der Ausbreitung. Sondern in erster Linie im Selbstschutz vor schweren Krankheitsverläufen.
Ohne Impfung birgt eine Infektion ein ca. 20 mal höheres Sterberisiko, das jedoch stark von Alter und Gesundheitszustand abhängt.
Somit ergibt sich vor allem für die gefährdeteren Gruppen (Ältere / Vorerkrankte), dass abwarten und hoffen sich nicht zu infizieren bzw. symptomfrei zu erkranken statistisch gesehen die deutlich riskantere Variante ist. Für diese Personengruppen ist eine Impfung aus Sicht der Risikoabwägung eindeutig zu empfehlen.
Eine Impfung empfiehlt sich ebenso für weniger gefährdete Personen, die jedoch viel mit Risikogruppen zu tun haben (z.B. Krankenpfleger, Altenpfleger, Ärzte…). In diesem Fall weniger aus Selbstschutz, sondern aufgrund der reduzierten Wahrscheinlichkeit einer Infektion und deren Weitergabe an die Risikogruppe.
Zwar ist das Risiko, eine geimpfte Person anzustecken und dass diese anschließend hieran stirbt extrem gering. Hat man jedoch wöchentlich mit Dutzenden Personen mit hohem Mortalitätsrisiko zu tun, summieren sich die einzeln vielleicht vernachlässigbaren Risiken so auf, dass man sie bei der persönlichen Entscheidung berücksichtigen sollte.
Nein zum Impfzwang
Für die meisten Menschen ist aus rein statistischer Sicht eine Impfung zu empfehlen. Die Vorteile wiegen die Risiken und Nebenwirkungen für sie mehr als auf.
Wir richten uns dennoch gegen staatliche Bevormundung und Zwangsmaßnahmen. Erwachsene Bürger sollten selbst entscheiden dürfen, ob sie einen medizinischen Eingriff vornehmen lassen oder nicht.
Bei Kindern wiederum sind Vor- und Nachteile der Impfung per Saldo so unklar, dass die Ständige Impfkommission bisher keine Empfehlung ausspricht. Wir halten es für ein schlechtes Zeichen, dass Politiker versuchen, hier Druck auf das Expertengremium auszuüben, um diese Empfehlung zu ändern. Wenn Experten zum Schluss kommen, die Impfung von Kindern aufgrund der zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Daten nicht zu empfehlen, ist es nicht Aufgabe medizinunkundiger Politiker, den Experten zu erklären, zu welchen Schlüssen sie zu kommen haben. Die Genehmigung eines Medikaments für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe bedeutet nicht, dass die Anwendung auch pauschal zu empfehlen ist.