Nichts mit „Friede, Freude, Eierkuchen“, Es gibt Betroffene die sich bis zu 17 Mal beim Flughafen BER beschweren müssen
Jahrelang wurde im Sonderausschuss BER das Landtags Brandenburg den Abgeordneten und auch der Öffentlichkeit ein rosarotes Bild von der Umsetzung des Schallschutzes gezeichnet. Auf jeder Sitzung wurde immer wieder der Eindruck einer stagnierenden oder sogar abnehmenden Anzahl von Beschwerden der Bürger und Anwohner beim Flughafen gezeichnet. Dazu wurden immer wiederkehrende Folie zur „Beschwerdestatistik“ in Form von Säulendiagrammen verwendet, die in der Regel 20 bis 40 Beschwerden je Themenbereich zeigten.
In der letzten Präsentation von Ralf Wagner, Leiter Schallschutz der FBB GmbH, findet sich nun jedoch eine Folie „Beschwerdemanagement“, die ausweist, dass sich nur 55,6 % der Beschwerdeführer nur einmal beschwert, 76,7 % jedoch zwei Mal, 88,1 % jedoch bereits drei Mal und das es auch Menschen gibt die sich 15, 16 oder 17 Mal beschweren! Das zeigt, dass nur bei knapp über der Hälfte der Beschwerden die Probleme geklärt oder ausgeräumt werden können, der andere Teil sich jedoch gezwungen sieht mehrfach bis hin zu endlos häufig zu intervenieren, um ihr Problem endlich einer Lösung näher zu bringen!
Interessant auch, dass darin nur die 2538 Beschwerden seit dem 1.1.2016 enthalten sind. Damit werden einfach mal alle Beschwerden aus den Jahren 2010 bis 2015 unterschlagen. Es wird nicht einmal darüber informiert wie viele das waren und wie sich die Zahl der Beschwerden über die Jahre in den einzelnen Kategorien und insgesamt entwickelt hat.
Mit anderen Worten: In 44,4 % der Fälle müssen die Bürger sich mehrfach beschweren um ein Problem zu klären oder wenigstens einer Lösung näher zu bringen – denn andernfalls würden sich die Bürger ja nicht gezwungenermaßen immer wieder an die FBB GmbH wenden. Der Slogan des Flughafens „der Flughafen Ihr guter Nachbar“, stimmt dann wohl nicht wirklich.
Der Landtagsabgeordnete Christoph Schulze (Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegung / Freie Wähler) dazu: „Von einem Beschwerdemanagement oder gar von Hilfe für die Betroffenen kann hier demnach wohl nicht wirklich die Rede sein. Der Landtag und die Öffentlichkeit wurden hier offensichtlich ganz bewusst im Unklaren darüber gelassen oder gar „in Watte gepackt“. Das grenzt schon an Desinformation eines parlamentarischen Gremiums. Das wahre Bild über die Zufriedenheit mit dem Flughafen, dass sich aus diesem massiven Aufkommen von Beschwerden ergibt, ist katastrophal.“