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Investitionen in Kinderbetreuung lohnen sich!

06.04.2017 | Andere

Rede von Iris Schülzke zum Fachkräftebericht Kita – Land muss endlich in Personal und Betreuungsqualität investieren

Noch immer sind die Kitas in Brandenburg personell unterbesetzt. Und noch immer wollen SPD und Linke nicht wahrhaben, dass das Problem in den nächsten Jahren noch deutlich größer wird. Denn die Zahl der Kinder in Brandenburg steigt allen Unkenrufen zum Trotz. Damit wird die Qualität in einer der wichtigsten sozialen Dienstleistung des Landes gefährdet, so die Landtagsabgeodnete Iris Schülzke (BVB / FREIE WÄHLER) in ihrer Rede. Doch scheinbar hat unsere monatelange Kritik gewirkt. Nachdem im letzten Jahr unser Antrag auf personelle Aufstockung und Verbesserung des Betreuungsschlüssels als „Populismus“ bezeichnet wurde, sind es nun SPD, Linke und Grüne, die in ihrem Antrag genau das Gleiche fordern. 

Die gesamte Rede: 

„Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordnete!
Werte Gäste!

Es vergeht nahezu keine Sitzung des Parlaments, in dem das Thema Kindertagesbetreuung auf die Tagesordnung kommt. Das zeugt von der Bedeutung des Problems. Investitionen in frühe Bildung lohnen sich für Kinder, weil die Grundlagen für ihre Entwicklung in den ersten Lebensjahren gelegt werden. Eine gute Kindertagesbetreuung stärkt die Bildungschancen aller Kinder und unterstützt ihre Entwicklung. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zu Integration und Chancengleichheit, insbesondere bei sozial benachteiligten Kindern.

Investitionen in frühe Bildung lohnen sich für Eltern, weil qualitätsvolle und bedarfsgerechte Angebote entscheidend sind für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie tragen auch zur nachhaltigen Existenzsicherung von Familien bei. Mütter und Väter, die ihre Kinder gut betreut wissen, können sich eher für eine Erwerbstätigkeit entscheiden. Geringere Fehlzeiten und Krankheitsquoten, eine höhere Motivation und Produktivität der Beschäftigten folgen. So erleichtert eine gute Infrastruktur der Kitabetreuung den Unternehmen, Fachkräfte mit Kindern zu gewinnen und zu halten – und sichert den Nachwuchs von morgen. Und nicht zuletzt lohnen sich Investitionen in frühe Bildung für die Gesellschaft, weil sie dazu beitragen, die Integration und Chancengleichheit aller Kinder zu stärken. Sie helfen, Bildungsdefiziten rechtzeitig vorzubeugen, ihre Bildungsrendite ist hoch. So sind sie auch ökonomisch betrachtet von großem Nutzen.

Die erfolgreiche Beherrschung dieses Aufgabenkomplexes in seiner Vielgestaltigkeit und wechselseitigen Bedingtheit ist eine wichtige Voraussetzung für eine harmonische Entwicklung der Gesellschaft. Der Sicherung eines in Qualität und Quantität stets den Anforderungen entsprechenden Fachkräfte-Reservoirs kommt für die erfolgreiche frühkindliche Bildungs- und Erziehungsarbeit in unseren Kindertagesstätten neben zeitgemäßen materiellen Bedingungen in der Einrichtung eine wesentliche Bedeutung zu. Daher ist es unseres Erachtens höchste Zeit, sich nach mehr als vier Jahren mit der Fortschreibung des aus dem Jahre 2013 stammenden letzten Berichts zu befassen.

Ich möchte hervorheben, dass wir uns trotz aller Bedeutung hoch qualifizierter Fachkräfte für die tägliche Bewältigung der komplexen Anforderungen bei der Gestaltung des pädagogischen Alltags davor hüten müssen, dieses Thema herauszulösen und isoliert zu betrachten. Auf einige Aspekte möchte ich ausdrücklich eingehen. Entscheidend für die pädagogische Wirklichkeit in einer Kindertageseinrichtung in Bezug auf Aspekte der Personalausstattung ist am Ende die Antwort auf die Frage: Wie lässt sich sicherstellen, dass eine angemessene Personalausstattung auch tatsächlich, d. h. durch die konkrete Anwesenheit von Fachkräften im Verhältnis zur konkreten Anwesenheit von Kindern, gegeben ist (Fachkraft-Kind-Relation). Hinsichtlich des Betreuungsschlüssels hat es in Brandenburg ja in den zurückliegenden Jahren altersdifferenziert kleine Verbesserungen gegeben. Mit weiteren Schritten wird sich der Landtag befassen müssen.

Trotzdem sollten wir im Auge behalten, dass gestützt auf wissenschaftliche Analysen für eine Fachkraft-Kind-Relation bei
• unter Dreijährigen ein Verhältnis von 1:3 bis 1:4
• bis zur Vollendung des 1. Lebensjahres ein Verhältnis von 1:2 und
• Kindern ab dem 3. Lebensjahr ein Verhältnis von 1:9
empfohlen wird.

An diesen Richtwerten müssen wir uns zumindest orientieren. Daneben spielen natürlich auch weitere Parameter wie die Größe der jeweiligen Einrichtung, bedarfsgerechte Öffnungszeiten, der umgebende Sozialraum und besondere Unterstützungsbedarfe eine nicht zu unterschätzende Rolle. So müssen die Gemeinden und die freien Träger finanziell in die Lage versetzt werden, Kindereinrichtungen und das notwendige Fachpersonal vorzuhalten, um die von der Bundes- und Landespolitik gestellten Bedingungen erfüllen zu können.

Angesichts der aktuellen Diskussionen um eine generelle Beitragsfreiheit für die Kindertagesbetreuung habe ich arge Bedenken, dass die finanziell Leidtragenden möglicherweise die in der Kette am Ende stehenden Gemeinden und freien Träger sind, wenn nicht gleichzeitig mit den Beschlüssen zur Verbesserung von Standards auch für eine auskömmliche Finanzierung der Kosten beim Träger Vorsorge getroffen wird. Gerade zu diesem Thema gibt es immer wieder kritische Hinweise von Gemeinden, aber auch von der Bundesebene, dass die den Ländern zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel nicht im vollen Umfang bei den Gemeinden ankommen. Solche Hinweise sind zur Aufklärung zu bringen.

Gestatten Sie mir letzte Bemerkungen. Seit einigen Jahren nehmen die Kinderzahlen wieder zu, auch in ländlichen Räumen. Die Kindereinrichtungen sind sehr gut belegt. Es geht nicht nur um Rückkehrer, das Amt für Statistik schreibt 2017 von stärkerer Wohnsuburbanisierung Berlins, vom Zustrom Schutzsuchender und von steigenden Geburtenzahlen insgesamt – und zwar im ganzen Land. Wir sind froh, dass Sie als Regierungskoalition nun doch unseren Antrag aus dem vergangenen September aufgreifen, den Sie damals mit Populismus verspottet haben.
Besser spät als nie, darum werden wir diesen Antrag befürworten und die Begleitbedingungen im Auge behalten.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“

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