Unsinnige Jagd-Regelungen der Landesregierung kritisiert – Viel Applaus auf dem Landesjägertag für Rede von Iris Schülzke
Iris Schülzke spricht beim Landesjägertag 2016 Bild: Benjamin Raschke
Jäger sind anerkannte Naturschützer, Hege ist eine natürliche Aufgabe der Jagd, der Respekt vor der Natur ist dem guten Weidmann gegeben. Unsinnige Jagdgesetze und Verordnungen lehnen wir Jäger ab. Das ist der Grundtenor der Rede von Iris Schülzke (BVB/FREIE WÄHLER) beim Landesjägertag des Landesjagdverbandes am 7. Mai 2016. Als Jägerin weiß sie, wovon sie spricht und erhielt jede Menge Applaus. Selbst Vertreter anderer Parteien hielten dies für eine starke Rede.
Der ebenfalls anwesende Ministerpräsident Woidke bekam hingegen für seine Rede kaum Applaus. Ob steigende Gebühren für die Trichinenschau oder unsinnige Ausweitungen oder Kürzungen der Jagdzeiten – die Landesregierung lässt auch bei der Jagd oft jeden Sachverstand vermissen. Und das nahmen die Jäger auch dem Regierungschef übel.
Auf vielfachen Wunsch der Presse und vieler Jäger nun Iris Schülzkes komplette Rede:
„Hallo, Waidmannsheil, guten Tag!
Ich möchte mich gern vorstellen: Ich bin Jahrgang 59, verheiratet, gebürtige Lausitzerin, ich habe 3 Kinder, 5 Enkelkinder. Nach meiner langjährigen Tätigkeit als Ingenieurin und Wahlbeamtin bin ich nun Abgeordnete im Landtag bei BVB/Freie Wähler, und ich bin Jägerin und natürlich auch Jagdpächterin, wie auch mein Ehemann und mein Sohn. Wir wohnen im schönen Schliebener Land.
Ich lebe, arbeite, lese, jage und feiere gern, auch trinke ich gern Schliebener Wein – eigentlich alles ganz normal und unverdächtig. Nur mit dem Jagen gibt es manchmal so seine Probleme. Die Jagd ist ein uraltes Handwerk, dem die Menschheit ihre Existenz verdankt. Trotzdem ist ihr Ruf in den Letzten Jahrzehnten ganz schön heruntergekommen, in weiten Teilen ist sie sogar zum Reizthema geworden.
Ich glaube, Sie haben alle schon mal die Frage gehört: „Was, sie sind Jäger???“ Unausgesprochen klingt die Frage mit: „Und ich habe Sie bisher für einen anständigen Menschen gehalten?“ Das ist das Ergebnis der Darstellung unserer Zunft in den einschlägigen Medien, wie „Bunte“, „Praline“ und anderen einschlägigen Postillen oder durch manche ZDF-Sendung ausgestrahlt.
In der Folge stehen uns bestimmte Gruppen immer wieder regelrecht feindselig gegenüber, stören die Jagd, zerstören unsere jagdlichen Einrichtungen und verbreiten Schauermärchen. Spricht man mit Otto Normalverbraucher auf der Straße, so steht dieser der Jagd positiv gegenüber. Das halte ich für einen erfreulichen Realitätssinn und ist als Beweis für den nach wie vor gesunden Menschenverstand beim Normalbürger zu werten. Auch weiß der Normalbürger, dass die Jagd für den Artenschutz wichtig ist.
Wissenschaftlich unterlegt durch eine mehrjährige Studie, die im Dez. 2014 veröffentlicht wurde, haben Forscher des Max-Plank-Instituts in Zusammenarbeit mit rumänischen Kollegen nachgewiesen, dass Verbissschäden in Schutzgebieten am größten sind. Auch haben die Wissenschaftler die Idee entkräftet, dass der Wolf, Bär und der Luchs künftig die Rolle des Jägers übernehmen und für sinkende Reh-, Hirsch- und Sauenbestände sorgen könnten. Belegt wurde, dass auch Wölfe den Weg des geringsten Widerstandes gehen und lieber Rinder und Schafe auf der Weide jagen als flinke Wildtiere. Wildverbiss gibt es trotz der Wölfe in Rumänien immer noch.
Artenvielfalt umfasst auch andere Tiere, neben der Sumpfschildkröte auch die Bodenbrüter oder viele Singvögel, die vom zunehmenden Raubwild bedroht werden. Die Zahl der Nerze oder Waschbären nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Mein Großvater, ein alter passionierter Jäger, mahnte immer, achtet auf das Raubwild und Raubzeug und haltet es sehr kurz, sonst habt ihr keine Singvögel und kein Niederwild.
Seine Worte erzogen uns dazu, Verhältnismäßigkeiten zu achten. Gerade bei der Jagd geht es um ein gutes Verhältnis der Dinge. Richtlinien und Verordnungen für die Jagd und den Naturschutz sind diesen Grundsätzen unterzuordnen. Dazu ist es erforderlich, das die Erfinder der Normen selbst in Verantwortung sein müssen, damit sie verstehen, was sie tun. Schutzgebiete und Jagdruhe vereinbaren sich nicht damit, Nachbarpächtern im Wald Wildverbissschäden anzudrohen und unverhältnismäßige Forderungen zu unterstützen. Die Folge ist, dass sich Jagdpächter zurückziehen.
Ein Stück weiter arbeitet der Biber, der mehrere Hektar Ackerfläche unter Wasser setzt, der Landwirt soll es geduldig ertragen, bis irgendwann eine Entscheidung getroffen wird. Aus den Schutzgebieten oder Gebieten mit Jagdruhe ziehen dann obendrein immer größere Rotten auf die Aussaaten. Gleiches spielt sich beim Rotwild ab, Großrudel, für die immer weniger Schonungen und Stangenholz zur Verfügung stehen, Unruhe und zerschnittene Wälder durch WKA und Kradfahrer oder den Grauen [Wölfe].
Liebe Waidgenossen, es gibt viel zu tun. Aufklärung und Sachverstand sind gefragt. Wir sind Naturschützer mit einem grünen Abitur – wir dürfen die Dinge nicht dem Selbstlauf überlassen. Auch nicht, dass der Weg zur Trichinenschau noch weiter wird und im Rahmen der Verwaltungsstrukturreform oder Kreisgebietsreform auf uns Jäger noch mehr Probleme zukommen, weil noch weniger Ansprechpartner in Behörden zu erreichen sind, wir kennen es von der Polizeireform.
Wir haben heute eine besondere Tagesordnung. Der MP und der Landwirtschaftsminister sind hier. Unser Verbandspräsident will sein Amt in neue Hände weitergeben. Viele Stunden haben wir gemeinsam im Landesjagdbeirat für die traditionelle Jagd gestritten, in den letzten Jahren mit immer weniger Erfolg, Realitäten waren einfach nicht mehr gefragt. Sachverstand der Jagd in Wald, Feld und auf dem Wasser wurde nicht mehr anerkannt und meistens zerredet. Die Bockjagd um mehrere Monate zu verlängern und die Jagdzeit für den Zuwachsträger, das weibliche Rehwild, einzukürzen, um den Rehwildbestand zu senken, bringt die völlige Unbedarftheit zum Ausdruck.
Die Stimme der fast 10.000 Jäger war einfach wertlos – ein Tiefschlag für alle naturverbundenen Jäger, besonders für den Präsidenten. Es ist schwer zu verstehen, wenn sich derartiger Unsinn durchsetzt. Wir sollten es aber trotzdem nicht akzeptieren und immer wieder der Vernunft vertrauen, auch wenn der Weg lang ist.
Dazu gehört auch, von der Landesregierung strategisch sinnvolle Entscheidungen einzufordern, Wald, Feld und Natur müssen wieder als Einheit betrachtet werden und dürfen nicht an der Waldkante enden. Diese Forderung sollten wir heute der Landesregierung ins Stammbuch schreiben.
Nun wünsche ich Ihnen, uns allen eine gute Hand bei der Wahl des Präsidiums, damit es seinen vielfältigen Herausforderungen gerecht werden kann. Der scheidende Präsident hat große Spuren hinterlassen, der Wind oder die Bürokratie sollten sie nicht verwehen.
Ihm alles Gu
te!
und
Ihnen ein Waidmannsheil!“