Impfdebakel, Impfgipfel, notwendige Maßnahmen, Mutationen und Lockerungen
Der Impfgipfel und der Mangel an Impfstoffen
Der Impfgipfel war eine voraussehbare Enttäuschung. Das Grundproblem der stockenden Impfung sind die zu geringen Produktionskapazitäten. Die Schuld versuchen Politiker der Regierungsparteien, aber auch Teile der Opposition (Linke, Grüne) seit Wochen den Herstellern zuzuschieben. Doch die Wahrheit ist, dass die EU erst zu wenig und zu spät bestellt hatte. Die USA, Großbritannien und Israel hatten bereits im Frühjahr und Frühsommer Bestellungen aufgegeben. Entsprechend hatten die Hersteller ein halbes Jahr Zeit, ihre Produktionskapazitäten auszubauen. Die Belieferung dieser Staaten läuft daher nun relativ reibungslos.
In der EU stritt man hingegen erst einmal ob die einzelnen Mitgliedsstaaten oder die EU bestellen sollte. Mit dem Argument des zu verhindernden „Impfnationalismus“ wurde die Aufgabe dann der EU übertragen. Dann konnte man sich nicht einigen, bei welchem Hersteller und in welcher Menge bestellt werden sollte. Und was man maximal ausgeben wolle. Am Ende bestellte die EU bei jedem Hersteller nur eine kleine Menge. Dass die Impfstoffe nicht zur gleichen Zeit fertig entwickelt und zugelassen werden könnten hatte man wohl nicht eingeplant. Als bis Januar 2021 mit Biontech und Moderna gerade einmal zwei Impfstoffe zugelassen waren (Mit dem weniger Schutz bietenden Astrazeneca in Genehmigung), stand man mit einer viel zu geringen Menge da.
Zwar wurde seit Dezember nachbestellt. Und auch Gesundheitsminister Jens Spahn kündigte auf dem Impfgipfel eine weitere Großbestellung an. Doch die Produktionskapazitäten aufzubauen braucht Monate. Europa wird beim Impfprogramm also auf Monate hinaus hinterherhinken – egal was Politiker entscheiden. Ausreden, Ablenkungsmanöver und externe Sündenbocksuche sind fehl am Platze. Unter den Spitzenreitern bei der Impfquote hat kein einziger auf staatliche Hersteller gesetzt. Das Zuschieben der Schuld auf die Hersteller ist daher Unfug. Die Probleme in der EU sind eindeutig von Politikern ausgelöst. Ausgerechnet diesen nun durch Verstaatlichung die volle Kontrolle zu geben wäre unlogisch.
Was in Sachen Impfprogramm zu tun ist
Auch wenn derzeit nicht genug Impfstoff vorhanden ist, müssen bereits jetzt die Impfkapazitäten weiter ausgebaut werden. Denn in einigen Monaten werden die Produktionskapazitäten fertig sein und anlaufen. Dann muss die Verteilung und Verabreichung reibungslos klappen, um den Rückstand aufzuholen. Dass eine schnelle Impfung machbar ist, zeigt Israel. Nach nur zwei Monaten hat es eine Impfquote von über 56% erreicht. Einen weiteren Winter wie diesen darf die Regierung weder den Bürgern, noch der Wirtschaft zumuten.
Die mutierten Corona-Varianten
Die mutierten Corona-Varianten stellen bei den Zukunftsprognosen eine große Unbekannte dar. Niemand weiß, wie stark sie sich auf die Zahl der Neuinfektionen auswirken werden. Auch in Brandenburg ist inzwischen der erste Fall mit mutierten Corona-Varianten entdeckt wurden.
Die Zahlen aus anderen Ländern stimmen jedoch vorsichtig optimistisch. Trotz Ausbreitung einer mutierten Variante hat sich die Zahl der Neuinfektionen in Großbritannien in den letzten 3 Wochen halbiert. Auch in Bayern wurde bereits vor einem Monat eine mutierte Variante entdeckt. Doch auch dort hat sich die Zahl der Neuinfektionen seitdem um etwa 40% reduziert.
Die Reaktion der Kanzlerin, die trotz bereits bestehenden Lockdowns und bereits sinkender Zahl an Neuinfektionen sofort noch schärfere Maßnahmen forderte, können wir daher nicht nachvollziehen. Dennoch müssen die Zahlen im Auge behalten werden.
Verwirrung gab es um die Zahl der insgesamt an Corona gestorbenen in Brandenburg. Denn die sank plötzlich erheblich. Grund waren jedoch keine plötzlichen Auferstehungen, sondern eine Änderung der Statistik. Bisher wurden in Brandenburg auch Tote Corona zugezählt, bei denen zwar die Symptome vor dem Tod auf Corona hinwiesen, Corona jedoch nicht explizit per Test nachgewiesen wurde. Dies wurde auf den bundesweiten Standard geändert, dass Tote nur bei einem Nachweis von Corona per Test auch Corona zugeordnet werden können. 118 Fälle fielen so aus der Statistik.
Zeit für Lockerungen?
In einigen Landkreisen Brandenburgs ist die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen inzwischen deutlich unter 100 Fälle pro 100.000 Einwohner gefallen. Dort wäre es aus unserer Sicht Zeit für Lockerungen – vor allem für die Schulen, aber auch für Dienstleistungsbetriebe.
Ein Beispiel für Branchen, denen die Öffnung wieder erlaubt werden muss sind Friseure. Haare schneiden kann nicht ewig aufgeschoben werden. Bereits jetzt gibt es immer häufiger Fälle illegalen Haareschneidens. Bürger und eine ganze Branche wegen harmloser, ja sogar notwendiger Dienstleistungen in die Illegalität zu treiben ist nicht sinnvoll. Hygienemaßnahmen ja – Verbot nein!