Die Schweinemastanlage Haßleben ist ein Relikt aus der Zeit der DDR, das 1991 stillgelegt wurde. Ein niederländischer Investor plant seit 2005 die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. 2008 wurde die Anlage aus Gründen des Umweltschutzes nicht genehmigt. Nun soll sie die Auflagen erfüllen und wird voraussichtlich von der Rot-Roten Regierung genehmigt.
Wir halten die Genehmigung der Anlage aus mehreren Gründen für einen Fehler. Zum einen verstößt die Anlage gegen unsere Vorstellungen von Tierschutz und laut Albert-Schweitzer-Stiftung auch gegen die Vorgaben der EU. Statt Tageslicht gibt es nur ein künstliches Dämmerlicht. Statt auf Stroh, das regelmäßig gewechselt wird, laufen die Tiere auf einem harten Vollspaltenboden, durch den Gülle und Fäkalien ablaufen. Statt in frischer Luft leben die Tiere in einer Atmosphäre, die mit Ammoniak aus ihren eigenen Fäkalien angereichert ist.
Dies ist nicht nur unnötige Tierquälerei, auch das Krankheitsrisiko für die Tiere steigt enorm. Der Vollspalten-Boden führt zu Verletzungen an den Beinen, Ammoniak schwächte die Tiere und verätzt Augen und Atemwege. Die große Dichte der Tiere tut ein Übriges: Seuchen sind unvermeidbar. Das übliche Gegenmittel in solchen Anlagen sind hohe Gaben an Antibiotika, die über das Fleisch auch beim Verbraucher landen. Krankheitserreger werden durch die ständige Konfrontation mit den Antibiotika resistent, längst besiegt geglaubte Krankheiten wieder gefährlich.
Durch die hohe Dichte an Schweinen entstehen zudem Umweltprobleme. Die Gülle kann nicht im nahen Umfeld entsorgt werden und wird durch das ganze Land gefahren. Dem Tourismus in der Region wird ein schwerer Schlag verpasst. All diese Probleme wiegen in unseren Augen schlimmer, als der etwas höhere Fleischpreis bei einer tiergerechten Haltung. Um es mit den Worten der Ökonomen zu sagen: Die externen Kosten dieser Form der industriellen Massentierhaltung sind zu hoch.
Während die Gesamtdichte and Vieh in Brandenburg nicht besonders hoch ist, gehört die durchschnittliche Größe der Ställe zu den traurigen Spitzenreitern in Deutschland. Ein Relikt aus Zeiten der DDR, als Tier- und Umweltschutz ebenso wie ländlicher Tourismus nur niedrige Priorität hatten und daher Großanlagen favorisiert wurden.
Wir fordern eine Entwicklung hin zu kleineren, tiergerechten Ställen, die sich über das Land verteilen, statt industrieller Großmastanlagen. Ein wachsender Absatzmarkt für biologisch und tiergerecht hergestellte Lebensmittel ist vorhanden, zudem schaffen diese Anlage mehr Arbeitsplätze. Eine Genehmigung der Schweinemastanlage Haßleben wäre kein Schritt in die Zukunft, sondern eine Fortführung der Fehler der Vergangenheit.
Wir unterstützen daher die Petition der Albert Schweitzer-Stiftung und bitten alle Leser dieser Pressemitteilung, sich diese ebenfalls zu unterschreiben.
http://albert-schweitzer-stiftung.de/tierschutz-helfen/petitionen/eil-appell-hassleben
Wir fordern zudem die Landesregierung und insbesondere die Umweltministerin Anita Tack auf, der Schweinemastanlage Haßleben keine Genehmigung zu erteilen.